Nach sieben Nächten in Bangkok war es endlich so weit. Wir checkten aus unserem Airbnb aus und machten uns auf den Weg zum Flughafen. Mit dem Flieger ging es dann nach Chiang Mai. Endlich wieder in die Stadt, die mich 2014 an sich gefesselt und die für mich damals ein Zuhause war. Im Jahr 2015 kehrten wir noch einmal zurück, aber seither hat uns der Norden Thailands nicht mehr gesehen.
Kaum gelandet, ging es mit einem Uber zu unserem Airbnb. Auf der Fahrt erkannte ich nur wenig wieder und auch unser Airbnb lag in einer Gegend, in der ich früher fast nie war. Da es schon spät war, ging es direkt nach dem Check-in nördlich von uns zu einem der Night Bazare. Leider sind diese vollkommen auf die Touristen ausgelegt, was bedeutet, dass die Portionen klein, die Preise hoch und der Geschmack oft nicht authentisch ist.
In den nächsten Tagen ging es immer wieder in Gegenden, die wir von früher kannten. Wir besuchten den Nachtmarkt im Süden und im Norden. Aßen bei der Cowboy-Lady wie vor neun Jahren und waren erstaunt, wie günstig das Essen hier doch war. Ungünstigerweise war gerade das Wetter in den ersten Tagen und Wochen in Chiang Mai stark wechselhaft. Es regnete nahezu täglich. So mussten wir immer wieder das Erkunden der Tempel nach hinten verschieben.
Aber an einem Wochenende bot sich die Chance und wir fuhren zuerst zum Wat Phra Singh in der Innenstadt. Danach hatten wir Lust auf einen Thai Tea und umso erstaunter waren wir, als meine Kaffee-Lady von vor 9 Jahren immer noch ihren kleinen Shop neben dem Into the Woods Café hatte. Sie erkannte mich nicht wieder, was aber nichts daran änderte, dass sie noch immer genauso fröhlich wie früher war.
Unseren nächsten Schönwetterausflug machten wir zum Wat Phra That Doi Suthep. Es war schönstes Wetter und wir genossen die Aussicht auf die Stadt. Überdies nutzte ich wie schon früher die Chance, mich von einem Mönch segnen zu lassen.
Ebenfalls am Hang des Doi Sutheps liegt noch ein weiterer Tempel, der Wat Pha Lat. Dieser ist auch bekannt als Dschungel-Tempel und macht seinem Namen wahrlich alle Ehre.
Ein weiterer Wochenendausflug führte uns einmal um den Doi Suthep. Wir machten den Samoeng Loop und hatten dabei sogar Begleitung von einem Bekannten von Marcel. Unser erster Stopp war der Mae Sa Wasserfall. Hier führt ein kleiner Wanderweg entlang der Wasserfall Stufen. Ich habe es dabei geschafft und bin im Sand versunken. Ich dachte nämlich, ich trete auf ein Stück Strand neben dem Fluss. Doch sobald ich meinen Fuß darauf setzte, war ich schon fast bis zum Knie eingesunken. Ich befreite mich aus meinem Flip Flop und konnte so den Fuß wieder herausziehen. Danach suchte ich mit meinem Arm im Sand den Flip Flop und schaffte es, den unversehrt zu befreien.
Unser zweiter Stopp war der Botanische Garten. Hier steuerten wir zuerst den Skywalk an. Danach ging es noch zu den Gewächshäusern und einem weiteren Wasserfall. Da die Zeit mittlerweile drängte, fingen wir an uns zu beeilen. Wir machten noch einen Abstecher zu den Blumenfeldern in der Nähe von Chiang Mai, jedoch blühten zu der Zeit nur wenige. Also fuhren wir weiter und kamen am Samoeng Viewpoint vorbei. Im Anschluss rasten wir einfach nur durch, denn es dämmerte schon.
Am Ende mussten wir einen Tempel auslassen, den Marcel und ich an einem anderen Tag besuchten. Wir fuhren zuerst zum Wat Phra That Doi Kham, welcher auf seiner Aussichtsterrasse ein wahres Instagram- Paradies darstellt. Danach ging es zum Wat Phra That Si Mueang Pong. Wir waren die einzigen dort und die Tore zum Tempel schienen versperrt. Ein Mönch deutete uns jedoch hineinzugehen. Überall an dem Tempel hingen typische nepalesische Fähnchen. Hinzu kamen Glocken, die im Wind läuteten. Der Tempel gehört definitiv zu den schönsten in Chiang Mais Umgebung und umso erstaunlicher ist es, dass hier fast niemand herkommt. Erst zum Ende kam noch ein anderes Paar.
An den Wochenenden besuchten wir zudem die Walking Streets und andere Cafés, in denen wir früher schon waren. Irgendwann schafften wir es sogar, eine Khao Soi bei dem kleinen Laden neben dem Tempel zu essen.
Wir fuhren auch immer wieder zum Markt im Norden und jedes Mal hielt ich nach meinem Roti-Mann Ausschau. Immer wieder war ich enttäuscht, da sein Wagen nicht direkt neben der Ampel stand. Doch das änderte sich eines Tages. Ich drehte eine Runde über den Markt, um zu schauen, wo ich heute essen mag, denn ich wollte nicht schon wieder bei der Cowboy Lady essen und mit einem Mal dachte ich, ich traue meinen Augen nicht. Da stand er, wie früher. Nachdem wir gegessen hatten, gingen wir zu ihm. Wir bestellten je einen Roti und erzählten ihm, dass wir schon vor acht beziehungsweise neun Jahren bei ihm waren. Er konnte sich nicht mehr erinnern, aber seit dem Tag begrüßt er uns immer mit einem dicken Lächeln und gefühlt bekommen wir immer extra viel Sweet Milk und Nutella.
Der erste Monat in Chiang Mai raste nur so dahin. Wir arbeiteten viel, genossen die Annehmlichkeiten unserer Unterkunft. Es ging fast täglich in den Pool und ins Fitnessstudio. Außerdem fanden wir unser neues Stammcafé, in dem es den für uns besten Flat White der Stadt gibt. Auch hier wurden wir schon nach kurzer Zeit freudig begrüßt und mussten fast gar nichts sagen, da sie unsere Bestellung sowieso kannten.
Da wir aber Sport noch mehr in unseren Alltag integrieren wollten, buchten wir uns in einem Muay Thai Gym bei uns in der Nähe eine Stunde. Am nächsten Morgen ging es gleich früh los. Zuerst durften wir zur Aufwärmung auf einem riesigen LKW-Reifen herumspringen und danach kam das Dehnen. Dann zeigte uns Thai, einer der Trainer, die ersten Techniken. Wie wir stehen müssen und wie wir uns bewegen. Danach kamen die ersten Schläge hinzu, wie Jab, Punch, Hook und Upper Cut. Dann folgten Elbow und die ersten Kicks.
Nach der ersten Runde wurde Marcel Thai zugeordnet und ich bekam einen anderen Trainer, dessen Namen ich erst einmal nicht verstand. Überdies war sein Englisch wirklich schlecht, was die Kommunikation erschwerte. Unsere beiden Trainer bandagierten uns die Hände und dann ging es in den Ring. Pad-Work stand auf dem Plan und wir mussten das eben Gelernte anwenden. Das Ganze war nicht nur physisch bei der hohen Luftfeuchtigkeit und den Temperaturen anstrengend, sondern auch mental, da man sich so sehr konzentrieren muss, die Schläge und Tritte richtig auszuführen. Nach dem Training waren wir komplett K.O., buchten aber direkt die nächste Session.
Zwei Tage später ging es wieder hin und während ich bei meinem Trainer blieb, bekam Marcel einen neuen. Dies änderte sich auch bei unserem dritten Besuch im Gym nicht. Marcel musste immer wieder mit jedem Trainer bei null anfangen, während ich da ansetzen konnte, wo ich aufgehört hatte. Erschwerend kam hinzu, dass Marcel Linkshänder ist und es für den ein oder anderen Trainer nicht so leicht war, sich darauf einzustellen. Außerdem hatten wir neben Muskelkater mit Blasen an den Zehen zu kämpfen.
Bei unserem vierten Training ging es Marcel nicht so gut und er fuhr wieder heim, während ich blieb und dieses Mal bekam auch ich einen anderen Trainer zugewiesen. So war ich etwas frustriert und sicherte Marcel zu, dass wir nach dem Mae Hong Son Loop ein anderes Gym ausprobieren würden. Eines, das vielleicht auch Gruppensessions anbot und in einem deutlich besseren Zustand war.
…..up next Mae Hong Son Loop….