Morgens, 5 Uhr in Bogota, der Wecker klingelt. Verschlafen mache ich diesen aus, ziehe mich schnell an, Zähne putzen, Kontaktlinsen reinmachen und alles zusammenpacken. Keine 20 Minuten später sitzen wir schon im Uber, das uns zum Busbahnhof in Bogota bringt. Dort angekommen, waren wir von der Größe des Busbahnhofs leicht überfordert. Wir fragten uns kurz durch und holten bei einem der Bäcker noch ein paar Snacks für die Fahrt, die uns über Medellin nach El Retiro führen sollte.
Diese startete pünktlich und wir steckten gefühlt eine halbe Ewigkeit im Verkehr fest, bis wir endlich aus der Stadt heraus waren. Dann ging es die Berge hoch und runter, immer weiter und weiter und irgendwann passierte es. Der Kerl, der in unserer Reihe auf der anderen Seite am Fenster saß, musste sich übergeben – super, der ganze Bus stank. Ich suchte verzweifelt Tigerbalm und wir schmierten uns, was unter die Nase, was den Geruch etwas überdeckte.
Irgendwann kam dann die Mittagspause und glücklicherweise war hier jemand, der den Bus putzte. Dafür bekam er von uns ein kleines Trinkgeld. Aber die Strecke wurde nicht besser, es ging einfach immer weiter die Berge hoch und runter. Leider nahmen wir dann auch noch nicht die Straße, welche an Retiro vorbeiführte, und so mussten wir definitiv bis nach Medellín fahren. Dort herrschte wieder übelster Verkehr und so kamen wir anstelle von 16 Uhr erst gegen 19 Uhr in der Stadt an.
Da jetzt die Busse nach Retiro nur noch stündlich fuhren, nahmen wir uns ein Uber. Dieses brachte uns in Retiro zu einem Mexikaner, wo wir unsere erste richtige Mahlzeit des Tages aßen. Vom Mexikaner ließen wir uns von einem Taxifahrer, den uns unser Airbnb-Host empfohlen hatte, abgeholen. Dieser brachte uns zu unserer Unterkunft, wo wir gegen 21.30 Uhr ankamen. Für uns gab es nur noch den Weg ins Bett.
Am nächsten Morgen als wir aufstanden, konnten wir uns erst einmal genau anschauen, wo wir gelandet waren, nämlich mitten im Nebelwald. Wir wurden am Morgen auch direkt begrüßt, denn Gretel stand vor unserer Tür und sagte Hallo zu ihren neuen Nachbarn. Gretel ist die Hündin von der Mutter unseres Hosts, die nebenan wohnt.
Außerdem sahen wir die ersten Motmots bei uns im Garten, was wir anfänglich für etwas Besonderes hielten, stellte sich später als unser täglicher Besuch heraus.
Da wir gar nichts zu essen daheim hatten, liefen wir direkt los in die Stadt zum Supermarkt. Dafür mussten wir erst die steile Auffahrt zu unserem Grundstück runter und dann noch eine halbe Stunde über eine unbefestigte Straße laufen, bis wir am Stadtrand ankamen. Und hier ging es noch einmal 15 Minuten bis zu unserem Supermarkt. Leider bekamen wir in diesem nicht alles, weswegen wir noch einen zweiten ansteuerten. Vor diesem war ein Café, wo wir uns was zum Mitnehmen holten und uns danach ein Taxi organisierten.
Bedauerlicherweise hatte der Taxifahrer Angst um sein Auto und wollte uns nicht den kompletten Weg bringen, also mussten wir das letzte Stück laufen. Auf dem steilsten Stück riss dann auch noch der Henkel von unserem Einkaufsbeutel, aber es blieb alles heil. Irgendwie schafften wir den Beutel dann hoch und konnten endlich relaxen.
Kaum dass es abends dunkel geworden war, fiel auch noch der Strom aus. Also machte ich unsere Burger im Licht der Taschenlampe – zum Glück hatten wir einen Gasherd. Der Strom kam auch erst am nächsten Morgen wieder.
Unser Monat in Retiro verging wie im Flug. In der ersten und letzten Woche war das Wetter ziemlich verregnet und es wurde in unserem Haus ziemlich kalt. Aber zum Glück hatten wir einen Kamin und konnten heizen und so auch unsere Sachen trocknen. Mittendrin war es super sonnig und schön, dabei gab es sogar regenfreie Tage, kaum zu glauben. Ansonsten machten wir einmal eine Wanderung zu einem Wasserfall. Aber irgendwie sind wir falsch abgebogen und fanden uns anstelle vom Wasserfall auf einem Berg wieder.
Einmal waren wir zudem in Medellín, da Marcel eine Kreditkarte bei DHL abholte. Dann waren wir öfters in der Stadt. Jeder Einkauf wurde mit einem Besuch bei unseren zwei Stamm-Cafés verbunden. An sich ist Retiro auch ein wirklich beschauliches Städtchen und auf dem Hauptplatz ist immer was los.
Ansonsten arbeiteten wir viel, genossen die Sonne, wenn sie denn da war. Beobachteten die zahlreichen Vögel, zudem kam Gretel nahezu täglich vorbei für ihre Streicheleinheiten. Am Anfang stand sie sogar jeden Morgen kaum, dass wir aufgestanden waren vor unserer Tür.
Wie ihr seht, gab es von unserem langen Aufenthalt in Retiro nicht viel zu berichten. Aber wir haben unser superschönes Häuschen genossen. Einzig die Stromausfälle nervten etwas, auch wenn keiner so lange anhielt wie der Erste. Wenigstens hatten wir noch Handyempfang, dass wir zur Not hätten arbeiten können. Ansonsten können wir Retiro vollkommen empfehlen und würden wieder zurückgehen, sofern nicht wochenlang Regen vorausgesagt ist.
…..up next Medellin….